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Küstenstraße, Game of Thrones und endlich direkt am Meer

Weiterfahrt entlang der Küstenstraße nach San Juan de Gaztelugatxe (eine "Game of Thrones" Kulisse) Eine Nacht zwischen Gefängnismauern und Friedhof, aber endlich mal direkt am Meer in Santoña die Hauptstadt der Anchovis. Und die sehenswerte Stadt Comillas - so hatte ich mir das vorgestellt.

Nachdem mich Mundaka nicht sonderlich vom Hocker gehauen hat, bin ich nach zwei Nächten am Donnerstag morgen bei schlechtem Wetter aufgebrochen, um mir San Juan de Gaztelugatxe anzusehen. Aus der Touristen Information in Mundaka hatte ich zu meiner Überraschung sehr gutes Informationsmaterial über das Baskenland und seine Sehenswürdigkeiten erhalten. Als ich dort ankam, war ich erstaunt, wie viele Leute auf dem Parkplatz waren. Ich kreiselte also wieder rum und parkte schließlich vor einem Café, um dem Besitzer mit meinen paar Brocken Spanisch zu erklären, dass ich in 10 Minuten wieder da sei - Ich Ahnungslose.

Also Rucksack auf und los marschiert. Immer schön bergab, bis zu einem Informationspunkt, an dem ich darüber aufgeklärt wurde, dass man genug zu trinken dabei haben soll, sich Zeit nehmen soll, gutes Schuhwerk benötigt wird und man seinen Müll mitnehmen soll, da es sich um ein Naturschutzgebiet handelt. Alles klar! Mein Getränk hatte ich im Auto (wollte ja nur kurz weg...) und da es bewölkt war, dachte ich, wird schon gehen. Schon der erste Anblick dieser Insel, die mit 240 Stufen hoch zur Einsiedelei führen und von einem Mauerwerk eingebettet sind, versetzte mich in Verzückung. Ich lief also vom Berg runter bis fast auf Höhe des Meeresspiegels, um mich gleich an die Stufen heran zu wagen. Es war zwar bewölkt, aber eine verdammt hohe Luftfeuchtigkeit, ich kam gut außer Puste. Die Einsiedelei ist eng mit der Geschichte der Fischer verbunden, die dem Meer entkommen sind. Deshalb befinden sich dort Weihgeschenke, die ich allerdings nicht gesehen habe. Wenn man oben angekommen ist, soll man die Glocke, der kleinen Kirche, dreizehn Mal läuten lassen, das würde die bösen Geister verscheuchen. Aufgrund des Andrangs habe ich mich auf ein Mal läuten beschränkt. Muss genügen. Und dann das Ganze wieder Retour, was irgendwie noch krasser war. Als ich oben ankam floss der Schweiß in Strömen und ich habe mir in dem Café erst mal eine Stärkung gegönnt, sonst wäre ich aus den Schuhen gekippt.
Das nächste Highlight war dann die Fahrt durch Bilbao. Ich wollte ja die Küstenstraße fahren. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch nicht aus der Stadt draußen war (ich hatte auch ein sehr dringendes Bedürfnis), fuhr ich auf die Autobahn. Nächster Rasthof verschuf die erhoffte Erleichterung. Ja, das gehört auch irgendwie dazu. Ist nicht immer alles Ponyhof und Blumen pflücken. Es kam aber noch besser. Mein Ziel war Santoña und als ich dort zur vorgerückten Stunde eintraf fuhr ich ewig Kreise. Ich hatte ein Schild mit "Camping Muincipal" gesehen, aber es erschloss sich mir nicht, wohin ich fahren musste. Also zumindest stellte ich ziemlich schnell fest, dass hier jede Menge Fisch verarbeitet wird, da ich im Industriegebiet meine Kreise zog und ein unverwechselbarer Geruch in der Luft hing. Als ich ausstieg, um eine Frau nach dem Weg zu fragen, meinte sie, dass es hier keinen Campingplatz gäbe. Na toll, und warum dann das Schild? Also nicht verzagen, sondern den Radius vergrößern. Der Campingplatz befand sich dann im Nachbarort und zwar direkt am Strand. Aber was dem Ganzen eine wirklich komische Note gab, man schaute auf die Gefängnismauern. An jeder Ecke ein Wachturm, von dem mir ein Wärter freundlich zunickte. Wie meinte meine Freundin "Zelle mit Meerblick". Sehr dubios. Die Hälfte des Platzes war von einem belgischen Surfcamp in Beschlag genommen, die zum Glück noch nicht angereist waren. Ich denke, sonst wäre es eine schlaflose Nacht geworden. Bin natürlich gleich am Meer entlang gelaufen und hatte die Füße im eiskalten Atlantik. Alles schön und gut, aber eine weitere Nacht wollte ich dort nicht verbringen. Nur Meer und Knast waren mir doch nicht genug. Aber mit Meeresrauschen einzuschlafen und aufzuwachen hat schon was. Leider hatte die Sonne wieder den Kampf gegen die Wolken verloren und es tröpfelte schon wieder.
Also Abfahrt Richtung Comillas. Dort soll es einen schönen Campingplatz direkt am Meer geben und zwar auf einer Klippe.
Dort standen schon deutlich mehr Camper und ich durfte mir einen Platz aussuchen, natürlich in erster Reihe mit Blick aufs Meer. Ich stand zwar so krass schief, dass ich mir mein Kopfkissen sparen konnte, aber das war mir egal. Was mir nicht egal war, waren meine spanische Nachbarn, die schon eine Fresse gezogen haben, als sie Abends zu ihrem Zelt zurück kamen. Ich stand natürlich so, dass ich immer in ihre Richtung schauen "musste". Die Krönung war am nächsten morgen, als er sein Auto vor fuhr, weil ich 2 Mal über seinen Platz zu meinen Nachbarn gelaufen bin. Da hatte ich die Faxen dick und bin zur Rezeption und habe nach einem anderen Platz gefragt. Und siehe da, ich bekam einen Platz mit einem "Reserviert" Schild, mit besserer Lage, fast gerade und nicht mehr so weit weg von den Sanitäranlagen. Klopfet und es wird euch aufgetan, hihi. Das Wetter war weiterhin wechselhaft und zwischendurch kamen immer mal Wolkenbrüche, die bis zu drei Stunden dauerten. Dafür gab es dann Abends als Belohnung einen Sonnenuntergang, der den Himmel, den Strand und das Meer rot färbten. Dieser Platz war wirklich sensationell. Mit eigener Bucht bei Ebbe und einem riesigen Sandstrand, den man in 10 Minuten erreichen konnte. Außerdem hat die Stadt durchaus eine Menge zu bieten. Eine schöne Altstadt, ein Haus, das nach Plänen von Gaudí errichtet wurde, ein toller Friedhof mit einer riesigen Engelstatue aus Marmor und am Strand konnte man auch flanieren. Genau so hatte ich mir meinen Traum Ort vorgestellt. All inclusive quasi.
Als ich morgens zu den beiden Angestellten gegangen bin, um nach dem Wifi Passwort zu fragen, fragte mich einer der Beiden, ob ich englisch spreche und drückte mir sein Telefon in die Hand. Etwas überrumpelt habe ich erst mal nur rumgestammelt. Am anderen Ende der Leitung war eine relativ verzweifelte Dame, die auf ihre Bestätigung ihrer Reservierung wartete. Also klärte ich das mal schnell und informierte dann "Jose" über ihr anliegen, er konnte nämlich hervorragend deutsch. Sachen gibt´s, die Frau Claire Martin. Das werde ich so schnell nicht vergessen.
Am Montag bin ich dann aufgebrochen Richtung "San Vincente de la Basquera". Ebenfalls ein besonders schöner Ort mit Fjord, Brücke und Stränden. Aber leider nur 13 km von meinem ursprünglichen Standort entfernt, ich wollte nicht schon morgens wieder einen neuen Campingplatz anfahren. Also ging die Fahrt weiter entlang der Küstenstraße. Beim Supermarkt traf ich dann meine nette Nachbarn aus Comillas wieder, die ebenfalls ihre Vorräte aufgefüllt haben. Als ich dann ein Schild Richtung "Picos de Europa" entdeckte, bin ich geradewegs in die Berge gefahren. Ich hatte sowieso mit dem Gedanken gespielt in die Picos zu fahren. In Cangas de Onis bin ich dann in die Touristeninformation, um zu erfahren, dass es in Cangas keinen Campingplatz gibt. Also wieder ein Stück zurück zum Camping Covadonga. Aufgrund des schlechten Wetter hat man den Vorteil, dass man überall einen Platz bekommt. Dort parkte ich mein Auto und hatte Spaß mit einer Herrentruppe, die aus vier Basken bestand. 2 Wanderer und 2 Radfahrer. Am Abend gab es bei Ihnen einen Bohneneintopf mit Fleisch und Bier und dann sind sie tatsächlich zu Viert im VW T6 verschwunden. Na da hätte ich gerne mal ein Streichholz angezündet. Das war wahrscheinlich der Grund, warum sie so viel Wein getrunken haben...
Am nächsten Morgen saß ich bereits im zweiten Bus, der zu den Seen Lago Enol und Lago de la Ercina geht. Allein die Fahrt auf über 1000 Meter war schon ein Erlebnis und zu meiner Freude hingen Wolken in den Bergen und die Sonne spitzte hervor. Eine sensationelle Bergkulisse. Außer mir waren noch zwei weitere Fahrgäste mit im Bus, die aber Beide auf dem Weg zur Arbeit waren. Als ich ausstieg gehörten mir die Picos ganz alleine. Ich war wirklich überwältigt. Immer wieder zogen Wolken durch die Berge und die Landschaft veränderte sich im Minutentakt. Ich wanderte um die beiden Seen und traf auf wenige Leute. Als ich wieder an meinem Ausgangspunkt war, gönnte ich mir noch ein gutes Mittagessen, bevor ich mit einem vollgestopften Bus wieder zurück fuhr. Ich hatte tatsächlich Glück, dass es nicht geregnet hat. Dafür in der Nacht wieder umso mehr. Am Morgen war ich so frustriert, dass ich meinen ursprünglichen Plan mit einer weiteren Küstenfahrt über den Haufen geworfen habe und mich spontan dazu entschlossen habe, wieder zurück ins Baskenland zu fahren, um mir die Salinen von Añana anzusehen.
Ich fuhr den ganzen Tag bei strömendem Regen auf der Autobahn bis Bilbao und dort lotste mich das Navigationssystem auf eine Landstraße. War auch kein Problem, bis der Pass kam. Je höher ich kam, umso dichter wurde der Nebel, bis irgendwann die Temperaturanzeige des Motors in einen Bereich kam, in dem sie bisher noch nie war. Also beschloss ich, stehen zu bleiben. Mitten in der Suppe hielt ich an, zog meine Warnweste an, schaltete die Warnblinker an und hoffte, dass mir keiner auf den Klawitterbus fährt. Nachdem die Anzeige wieder in bessere Bereiche kam, bin ich weitergefahren. Jetzt bin ich auf dem Campingplatz Angosto, den ich mir als Stützpunkt ausgesucht hatte, um zu den Salinen zu fahren.

 

Die abenteuerliche Geschichte mit der Radtour zu den Salinen gibt es im nächsten Blog..

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Kommentare: 3
  • #1

    Bianca (Freitag, 06 Juli 2018 11:48)

    Wunderschöne Fotos....Du bist echt ein bisschen zu beneiden�

  • #2

    Oli (Freitag, 06 Juli 2018 14:20)

    Tolle Bilder. Wir verfolgen deine weitere Tour seit unseren Treffen am Lago di Monate.
    Viele Grüße und weiterhin GUTE FAHRT

  • #3

    Christine (Freitag, 06 Juli 2018 14:53)

    Picos de Europa ist für mich ein bißchen wie Allgäu und Oberbayern zusammen :). Deine Bilder sind einfach fantastisch und deine Worte machen die Bilder so lebendig!! Es ist wirklich eine große Freude deinen Blog zu verfolgen. Noch viele wundervolle Momente und Begegnungen. Freue mich ganz arg auf ein Wiedersehen mit Dir