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Die Salinen von Añana, die Flucht aus dem verregneten Spanien und eine Zwangspause an dem Fluß Dronne.

Der Campingplatz Besitzer hat bei meiner Ankunft gesagt, dass es nur 8km mit dem Rad zu den Salinen wären, also bin ich am Donnerstag morgen guter Dinge aufgebrochen. Ich stellte schnell fest, das die Beschilderung für die Mountainbike Strecken nicht auf Anhieb zu sehen sind. Aber voller Begeisterung hielt ich erst mal an einem alten Gemäuer an und machte ein paar Fotos. Beim nächsten Holzpfosten mit der Beschilderung las ich "Espejo" 5km. Toll, also war ich richtig. Laut meinem Plan war der Weg bis Espejo noch "facil" (=einfach) und danach wurde er schwieirig. Zu meiner Verwunderung fand ich diesen Weg bereits alles andere als einfach. Er bestand aus einem Schotterweg und es ging immer nur steil bergauf. Zwischendurch musste ich absteigen, da sich solch riesige Pfützen gebildet hatten, durch die ich nicht fahren konnte. Als nach einiger Zeit der Weg auch noch in die falsche Richtung ging, stand fest, dass ich falsch war.  Also setzte ich mich auf meinen Drahtesel und fuhr den Berg wieder runter. Da war ich schon mächtig durchgeschüttelt und die anfängliche Euphorie war wie weg geblasen. Ich fand dann den richtigen Weg, dieser war geteert und eben. Dem Schild, dem ich zuerst folgte, war ein Wanderweg...Schon hatte ich neuen Mut gefasst. Dieser sollte mich aber alsbald verlassen.  Der nächste Abschnitt stellte alles vorher da gewesene in den Schatten. Immer steil bergauf und wieder bergab. Ich musste auch hier wieder absteigen, da sich hier nicht nur Pfützen, sondern Schlammgruben gebildet hatten. Der halbe benachbarte Acker war auf den Weg gespült worden. Also balancierte ich in der Mitte auf der Erhebung und schob mein Rad durch den Matsch. Beziehungsweise versuchte ich es. Irgendwann war so viel Schlamm da, dass ich meine Schwierigkeiten hatte, das Rad überhaupt noch vom Fleck zu bekommen und es wurde immer heißer. Auf dem weiteren Verlauf setzten sich dann noch Steine in den Matsch und ich musste das Rad mehrere Male hoch heben und wieder fallen lassen, damit ich überhaupt wieder fahren konnte. Ich weiß wirklich nicht, wie oft ich abgestiegen bin und geschoben habe, aber ich war fix und fertig als ich bei den Salinen ankam und eins wusste ich: diese Strecke fahre ich definitiv nicht mehr zurück. Da ich nur eine Kleinigkeit gefrühstückt hatte, war gleich die nächste Überraschung, dass es hier nichts zu essen gab. Aber wenigstens hatten sie einen Getränkeautomat, den ich auch gleich mit Euros fütterte, um meine Trinkreserven aufzufüllen. Ich saß auf dem Stuhl und glühte erst mal nach, als mich eine der Damen darauf aufmerksam machten, dass die Tour jetzt los ginge. Da die englische Tour erst um vier Uhr Nachmittage wäre, nahm ich an einer Tour auf baskisch teil mit einer passenden Broschüre in englisch. Die Teilnehmer der Tour bestand aus einer Mutter mit ihren drei Töchtern und bei dem Nesthäkchen handelte es sich um einen Jungen. Ich hörte immer nur viele gerollte "RRRRs" und wusste so gar nicht, wo ich das baskisch einordnen sollte, es bestand auf jeden Fall keine Ähnlichkeit mit Spanisch.
Aber jetzt zur Salzgewinnung so weit weg vom Meer. Natürlich stammt die Sole ebenfalls aus einem Meer, dem Ur-Meer. Ich versuche mal wieder zu geben, was ich so verstanden und recherchiert habe: Das abgelagerte Salz im Erdinneren weist eine geringere Dichte als die restlichen Materialien auf und steigt deshalb zur Erdoberfläche auf. Durch das Regenwasser, das durch die Salzschichten fließt, bekommt es noch mehr Auftrieb und eine Salz Quelle ist geboren. Die Sole ist nahezu gesättigt und angeblich kommt von hier das "beste Salz". Schon die Römer haben hier Salz gewonnen, inzwischen gibt es über fünftausend "Pfannen", die nach und nach gebaut wurden und das ganze Gebiet liegt in ein  Tal gebettet. Über ein Holzkanalnetz wird das Wasser in die einzelnen Becken geleitet, das Wasser verdunstet durch die Sonne und den Wind und mithilfe eines "Schrubbers" wird das kostbare "Flor de sal", oder die "Salzblumen" abgekratzt, damit es nicht auf dem Boden kleben bleibt. Der kleine Junge trug sehr zu meiner Erheiterung bei, da er wirklich alle zwei Meter seine Finger in die Sole steckte und ableckte. Alle fünf Meter verlor er einen seiner Flip-Flops und mit einer Engelsgeduld und unter Verrenkungen (bloß nicht bücken!) schaffte er es immer wieder den Schuh an den Fuß zu bringen. Ich fand die Mutter sehr cool, da ich mir so dachte, dass das vielleicht zu Magenkrämpfe führen könnte. Aber sie nahm das sehr gelassen hin. Auf jeden Fall war es ein sehr interessanter und aufschlussreicher Rundweg durch die Salinen. Ich erfuhr noch, dass um diese Zeit normaler Weise alle Becken weiß wären, aber aufgrund des schlechten Wetters - ach nee, echt? - war nur in einem Becken ein Häufchen mit Salz zu sehen. Zum Schluss durften wir nochmal alle in das Salz-SPA, bestehend aus Becken, in die man seine Füße und Hände halten konnte. Ich stapfte auch darin umher und merkte ziemlich schnell, dass es anfängt zu beißen. Und wir durften noch ein Tierchen aus nächster Nähe betrachten. "Artemia parthenogenetica" es handelt sich hier um Urzeitkrebse, die seit 195 Millionen Jahren in den Salzseen auf der Erde leben. Diese kleinen Kerlchen sind der Grund, warum Flamingos "rosa Kostüm" tragen. Und die Krebschen haben ihrerseits die Färbung von den Algen, die sie futtern. Es handelt sich bei diesen Tierchen um absolute Überlebenskünstler. Sie haben die Dinosaurier kennengelernt und werden wahrscheinlich noch lange nach der Menschheit im Salzwasser umher wuseln.

Die Rückfahrt trat ich auf der Straße an und erst mal ging es nur bergab. Also schoss ich mit einem Affenzahn Richtung Campingplatz. Als ich wieder auf dem ebenen Radweg ankam, hatte ich noch Gegenwind vom Feinsten. Ich war wirklich so gerädert von dieser Tour, dass ich am nächsten Tag absolut nichts machen wollte.  Aber ich hatte die Rechnung ohne den Rasenmäher Mann gemacht. Ich floh ich um drei Uhr Nachmittags und zwar zu Fuß. Überhaupt verfolgen mich die Rasenmäher Menschen seit dem Lago di Monate. Ich glaube, ich war noch an keinem Ort, an dem nicht rasen gemäht wurde. Da ist man von schönster Natur umgeben und hat trotzdem nicht seine Ruhe.  Als ich von meinem Fußmarsch zwei Stunden später zurückkam, habe ich das baskische Nationalgetränk "Sitra" probiert. Ist so ähnlich, wie Apfelwein und wird aus einer Höhe von - so lang die Arme sind - ausgeschenkt, damit es ein wenig prickelt im Glas. Also dachte ich mir, da gönne ich mir doch gleich noch einen.  Aber mit dieser Auswirkung hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte ordentlich einen Sitzen und kicherte vor mich hin, als ich wieder an meinem Platz saß. Der Platz war fast ausnahmslos von Basken eingenommen bis auf ein Paar Holländer und einem schwedischen Ehepaar mit ihren beiden Kindern, die zum Klettern auf den Platz gekommen sind. Jemanden zum reden hatte ich bereits seit Comillas nicht mehr und ich merkte, dass mir das etwas auf die Stimmung schlug. Also bin ich am Samstag morgen aufgebrochen, um wieder nach Frankreich zu fahren. Erstens hatten sie kontinuierliches gutes Wetter und zweitens soll ja keine Hektik auf der Heimfahrt aufkommen Mein letzter Campingplatz war wieder sehr überschaubar, mit einem alten Haus, ein eigener Bachlauf, eine fünfundachtzig jährige Oma aus Lothringen, die schön in deutschem Platt mit mir ein Schwätzchen gehalten hat. Dort kam auch zum ersten Mal  die Hängematte zum Einsatz. Alles passte, die Bäume, Schatten und keine Menschenseele um mich herum.
Am Montag bin ich dann Richtung Dordogne aufgebrochen, um eventuell auch nochmal paddeln zu gehen. Da ich früh dran war, bin ich weiter gefahren und stehe jetzt auf einem Campingplatz in Riberac, direkt an der "Dronne" und muss einen Zwangsstopp einlegen, da ich ein wenig Probleme mit der Hüfte habe und weder Fahren noch Laufen so gut funktionieren. Aber ich trage es mit Fassung, es gibt bestimmt bei Weitem schlechtere Plätze für eine Zwangspause. War vielleicht doch ein wenig zu viel, wenn man keine Zwanzig mehr ist...

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Sonja K. (Freitag, 13 Juli 2018)

    Hallo Simone!
    Ich verfolge deinen Blog schon einige Zeit und freue mich über jeden neuen Beitrag von dir.
    Wünsche dir weiterhin viel Spaß und tolle Fotos für uns. LG