Nachdem wir mit der Fähre nach Vancouver übergesetzt waren, ging die Reise quer durch British Columbia. Über das "kanadische Mallorca", den moskitoverseuchten Wells Gray Park, das historische Barkerville und den kräftezehrenden Mount Robson Nationalpark bis Jasper...


 

Vancouver:

 

Da unser Zeltplatz etwas ausserhalb von Vancouver lag, gestaltete sich die Anfahrt als zeitaufwendige Sache. Mit Bus und Skytrain kamen wir nach einer halben Ewigkeit an der Waterfront an. Mit dem Seabus wollten wir zum Stanley Park fahren, um uns dort Fahrräder zu leihen. Aber wie der Name unschwer erkennen lässt handelt es sich um etwas, das auf dem Wasser fährt und noch dazu in die falsche Richtung. Wieder zurück haben wir den normalen Bus genommen, der uns dann auch in den Park brachte. Die Idee mit den Fahrrädern haben wir schnell wieder verworfen, da der überfüllte (Einbahn-) Radweg direkt an einer von Autos befahrenen Strasse entlang führt. Komischer Park, in dem man fast überall mit dem Auto hinkommt. Das Schönste im Park war neben den Totempfählen das Aquarium, das mit einem neugeborenen Belugawal aufwarten konnte. Auch sonst hat uns Vancouver nicht so vom Hocker gehauen. Die Zusatzbezeichnung "Vankong" hat diese Stadt zu Recht, da man sich fast ausschliesslich umgeben von Asiaten wiederfindet.

 

Die spektakuläre Gasuhr in Gastown wollten wir uns aber noch ansehen. Hier sollte man sich "die alle 15 Minuten erfolgende Dampfexplosion nicht entgehen lassen, mit deren Hilfe den Dampfpfeifen der berühmte Westminster-Glockenschlag entlockt wird". Kurz voher standen auch einige Leute erwartungsvoll mit der Videokamera oder dem Fotoapparat vor der Uhr. Die "Explosion" trug dann allerdings eher zum Amusement der Umstehenden als zur Begeisterung bei.

 

Hitze im Okanagan Valley:

 

Auf dem Weg nach Osoyoos kamen wir durch den Manning Provincial Park. Angekommen bei einem hochgelegenen Aussichtspunkt hatten wir einen herrlichen Blick über das Tal und die schneebedeckten Berge. Dort sahen wir zum ersten Mal, in welchem Ausmass der Pine Beetle (Pinienkäfer) die Pinien zerstört. Dieser erbsengrosse Käfer ist zur echten Bedrohung für Kanadas Wälder geworden. Durch das Platzieren der Larven unter der Rinde, wird den Bäumen der Saft abgedreht, was im ersten Jahr zu einer Rotfärbung und danach zum vollständigen Absterben führt. Grund für die ungewöhnlich starke Ausbreitung des Käfers sind die milden Winter der letzten Jahre, was die Überlebensrate deutlich erhöht hat.

 

Die Umgebung rund um Osoyoos entpuppte sich als das Mallorca der Kanadier. Kein Wunder bei den vorherrschenden Temperaturen und den Badeseen. Die Menschenansammlung treibt auch die Preise in die Höhe und so waren wir an unserem bisher mit Abstand teuersten Campingplatz. Eine ganz neue Erfahrung haben wir im Dessert Center gemacht. Bei 38°C sind wir auf einem Lehrpfad durch die Wüste gelaufen. Etwas merkwürdig war die Ansammlung von Obstplantagen rund um die Wüste, die sich durch ihr saftiges Grün vom Rest der Umgebung abheben.

 

Salmon Arm:


Am nächsten Tag wollten wir uns weiter im Norden einen schönen Campingplatz am See suchen. Nach langer erfolgloser Suche sind wir schliesslich bei einem Schweizer auf dem Notplatz untergekommen, was sich hinterher aber als Glücksgriff erwies. Hier haben wir ganze drei Tage bei schönstem Wetter in den Tag hinein gelebt. Auf der Weiterfahrt blieben wir im BC Wildlife Park stehen um einen Einblick in die Fauna Kanadas zu gewinnen. Hier werden vor allem kranke Tiere gepflegt, die in freier Wildbahn keine Überlebenschancen mehr hätten. Der Elch, der tierisch viel Spass am Enten jagen hatte, machte allerdings keinen so kranken Eindruck. Ab dem Halbwüstengebiet Kamloops begann es schliesslich zu regnen...

 

Wells Gray:


Im moskitoverseuchten Wells Gray Provincial Park war`s dann leider endgültig vorbei mit kurzer Hose und Badelatschen. Bis zum nächsten Morgen hatte es durchgeregnet. Trotzdem riskierten wir einen Ausflug mit dem Kanu auf dem Clearwater Lake, der sich seinen Namen wirklich verdient hat. An diesem Tag haben wir sämtliche Wetterlagen mitgemacht und auf dem Rückweg wurde uns das Vorwärtskommen durch Wind und Wellen erschwert. Trotz einiger Nachwehen genau das Richtige für uns. Werden wir auf jeden Fall wiederholen.

Aufgrund eines akuten Baumkollers haben wir danach nur noch wenig Zeit im Park verbracht. Ausser den Helmcken Falls haben wir uns noch die beeindruckende Leistung der über Stromschnellen springenden Lachse auf Ihrem Weg zum Laichplatz angeschaut.

 

Barkerville oder die Genesung des Baumkollers:

 

Schon auf der Fahrt hat sich die Landschaft zu unserer Freude deutlich gewandelt. Ausser Bäumen gab's jetzt auch Farmen, Wiesen und Tümpel.

 

Barkerville ist eine wieder aufgebaute Stadt, aus der Zeit des Goldrausches. Beim abendlichen Erkunden hatten wir die Stadt fast für uns alleine. Die einzelnen Gebäude sind so eingerichtet wie früher und man hat die Möglichkeit, alles aus der Nähe zu betrachten. Nachdem es empfindlich kühl geworden war und wir uns auf den Rückweg machen wollten, huschte ein Schatten über die Strasse und im nächsten Moment sahen wir, dass es sich um einen kleinen schwarzen Fuchs handelte. Neugierig wie er war tänzelte er leichtfüssig um uns herum und war besonders am Rucksack interessiert, der auf dem Boden lag. Das war ein gelungener Tagesabschluss.

Am nächsten Tag wurde die Stadt durch die verkleideten Darsteller zum Leben erweckt. Man konnte einem Schmied bei der Arbeit zusehen, auf der Strasse wurden verschiedene Stücke aufgeführt, eine Kutsche fuhr durch die Stadt, das Wasserrad für den Goldabbau wurde in Bewegung gesetzt und beim Bäcker gab es Backwaren nach altem Rezept.

Im nahegelegenen Bowron Lake Park wollten wir noch eine kurze Kanutour machen, aber der Wind machte uns einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen landeten wir auf einem Wanderweg, bei dem eine Machete nützlich gewesen wäre. Als wir nach einer halben Ewigkeit immer noch nicht am erhofften See waren, sind wir mit nassen Füssen umgekehrt.

 

Selbstüberschätzung im Mount Robson Provincial Park:


Nachdem wir uns noch kurz die von ihrer 1200 km langen Reise erschöpften Chinook Lachse an ihrem Laichplatz angesehen haben, sind wir zum Mount Robson aufgebrochen. Als wir den ersten Abschnitt des Berg Lake Trails gegangen waren, fand Johannes den Weg so ansprechend, dass er von der Idee besessen war, den ganzen Weg zu gehen. Nach längerem Zögern willigte ich schliesslich ein. Schnell noch ein paar Nüsse besorgt, Wasser hatten wir auch nicht mehr genug und dann auf dem Zeltplatz Bannock (Brot) gebacken. Vor uns lagen 21 km Aufstieg zum Berg Lake, in den 2 Gletscher kalben. Dort oben sollte auch zum ersten Mal unser Zelt zum Einsatz kommen. Vollgepackt mit Kleidung zum Wechseln, dicken Schlafsäcken und 9 Litern Wasser (weil wir weder einen Kocher noch einen Wasserfilter haben) machten wir uns auf den Weg. Schon bei den ersten Kilometern merkten wir, dass es kein Leichtes werden sollte. Auf der Strecke lagen mehrere Zeltplätze. Beim Whitehorn nach 11 Kilometern kamen starke Zweifel in mir auf, ob ich die nächsten 10 km noch schaffen würde. Dort bekamen wir auch mit, dass die meisten diese Tour in 3 Tagen machen und dort auf dem Zeltplatz übernachten, um am nächsten Tag mit einem kleinen Rucksack zum Berg Lake zu laufen. Nach der Durchquerung des "Tals der tausend Wasserfälle" galt es während der nächsten 4 km fast 600 Höhenmeter zu überwinden. Dafür wurden wir mit einer gigantischen Aussicht über das Tal mit dem verästelten Robson River belohnt. Vorbei an imposanten Wasserfällen hangelten wir uns dann von Campground zu Campground. An keinem einzigen stand ein Zelt und es wurde immer kälter, später und der Rucksack immer schwerer. Das letzte Stück führte durch eine Geröllandschaft und über eine grosse von Wasseradern durchzogene Ebene. Am Berg Lake angekommen, waren wir froh durchgehalten zu haben. Es gab eine Hütte, in der ein Feuer brannte und es befanden sich noch andere Wanderer auf diesem Campingplatz. Und natürlich war auf der gegenüberliegenden Seite des Sees auch ein Gletscher direkt auf Augenhöhe. Beim anschliessenden Zeltaufbau wurde unser Werk kurz von einem Murmeltier begutachtet bevor der Regen einsetzte.

 

Am nächsten Tag verwandelte sich der Regen in ein Gemisch aus Regen und Schnee. Der "Abstieg" war dann noch gekrönt von Nieselregen und den morschen Knochen. Trotzdem war es für mich die bisher schönste Wanderung mit der höchstens noch Gavarnie in den Pyrenäen mithalten kann (aber nur weil wir dort einen kleinen Rucksack hatten und Abends ein ordentliches Bett auf uns wartete). Wir kamen zu dem Schluss, dass wir uns nicht überschätzt haben sondern den vollgepackten Rucksack unterschätzt!

Auf der Fahrt nach Jasper waren wir so fertig, dass wir noch eine längere Kaffeepause einlegen mussten. Aber eine Pizza am Abend haben wir uns nicht nehmen lassen. Die Miette Hot Springs am nächsten Tag hatten wir dringend nötig...

 

Und für alle die sich Sorgen um uns machen:

 

Das mit dem Essen haben wir im Gegensatz zur ersten Woche sehr gut in den Griff bekomen. Wir kochen sehr abwechslungsreich und nicht immer nur Nudeln, wie manch einer vielleicht denken mag. Die Basis besteht meistens aus Reis, Nudeln oder Kartoffeln. Das Ganze gibts dann entweder als mit diversen Zutaten Gemixtes aus der Pfanne oder wir machen Lachs, Pute, Würstchen oder Steaks dazu. Ab und zu gibts auch einen Salat. Das Fleisch schmeckt mir übrigens hier viel besser als bei uns. Zum Früstück gibts je nach Stromverfügbarkeit Toast oder Müsli. In letzter Zeit auch immer häufiger Eier. Gutes Brot ist aber nur schwer aufzutreiben. Es ist erstaunlich, wie wenig Geschirr mit etwas Übung zum Spülen anfällt... Unterwegs verfallen wir ab und zu auch mal dem Fast Food. Unser Favorit ist dabei "Tim Hortons". Da gibt`s sehr gute Bagels, Donuts und Muffins in allen möglichen Varianten. Ausserdem die beste Kalorienbombe, die ich je genossen habe: Iced Capp. Einziger Nachteil: Man muss sehr viele Entscheidungen treffen bis man endlich mal was auf den Teller bekommt, ähnlich wie man es bei uns aus dem Subway kennt.

Wir haben uns inzwischen auch fast an die räumlichen Gegebenheiten im Camper gewöhnt und die Einrichtungsgegenstände liegen nicht mehr ganz so häufig in der Bewegungsbahn unserer Köpfe wie am Anfang. Mit den vielen Eigenheiten unseres Gefährts haben wir uns auch arrangiert. Improvisation ist alles.

Life is too short, to drink bad wine!

 

Inzwischen sind wir im Banff Nationalpark. Jasper haben wir hinter uns gelassen. 

 

Hier geht es zum nächsten Bericht Jasper und Banff

 

Zur Bildergalerie