Die letzten beiden Wochen haben wir auf Vancouver Island verbracht - viel länger als geplant...

 

 

 


 

Die Überfahrt:

 

Weil wir keine Reservierung für die Fähre vorgenommen hatten (obwohl uns das dringend empfohlen wurde), sind wir schon 3 Stunden vor Abfahrt vor Ort gewesen. Dass das wohl etwas übertrieben war, haben wir zuerst am erstaunten "Ohh - really?" der Ticketverkäuferin und kurz danach daran gemerkt, dass wir die ersten in der Schlange für Sidney waren. Dann ging es los, ein bißchen komisch ist es schon, wenn man im Bauch eines solchen Riesenteils ist und sie noch nicht mal die "Tür" zumachen, da zieht es ordentlich durch. Die überfahrt war landschaftlich sehr schön, aber der Hammer kam kurz vor der Ankunft in Sidney. Zum Glück befanden wir uns gerade auf Deck, der Kapitän machte eine Durchsage, die wir beide nicht verstanden, die Maschinen wurden gestoppt und dann sahen wir den Grund: Orcas! Sie tauchten in ihrem Rhythmus auf und unter und das gleich an mehreren Stellen. Wow! Mit so viel Glück hatten wir nicht gerechnet.

 

Hauptstadt Victoria:

 

Mit dem Bus fuhren wir von unserem Campingplatz nach Victoria, einer Stadt mit besonderem Charme. Das erste was wir sahen, als wir den Weg zum Hafen eingeschlagen hatten, war das Parlamentsgebäude (direkt daneben ein Totempfahl) und das bekannte "The Fairmont Empress" Hotel. Sehr beeindruckend, aber nicht gerade für Weltreisende geeignet.

 

Erst mal gingen wir zu Barb`s, einem Fish'n'Chips Lokal, das sich auf einem Schwimmdock umgeben von Hausbooten befindet. Gestärkt stellten wir bei einem Bummel auf den Docks fest, dass so ein Hausboot kein wirkliches Schnäppchen ist. Aber schön anzusehen waren sie. Außerdem beobachteten wir gespannt die startenden und landenden Wasserflugzeuge, die dabei einen Heidenlärm veranstalteten. Die an den Docks auftauchenden Robben, die von den Touristen mit Fischen gefüttert wurden, trugen zur allgemeinen Erheiterung bei.

Am nächsten Tag stand Kultur auf dem Programm. Ein Besuch des Royal BC Museums und zur Feier des Geburtstagskindes ein Essen in Chinatown. 2 Tage in der Stadt waren genug - auf ins Abenteür Vancouver Island.

 

Fahrt an die Westküste nach Ucluelet:

 

Auf der Fahrt Richtung Westküste haben wir nur einen kurzen Stop in Duncan (die Stadt der Totempfähle) eingelegt und sind dann für eine übernachtung im Englishman River Falls Provincial Park gelandet. Das schöne an dem Park sind die Wasserfälle, die wir auf unserem Abendspaziergang erkundet haben. Am nächsten Tag ging es weiter über die Little Qualicum Falls, Coombs (einem wunderschönen Daürmarkt mit Ziegen auf dem Dach) nach Uclület. Die Piste war ziemlich holprig und wir haben unseren ersten Schwarzbären gesehen. Leider haben wir ihn mitten in einer Kurve entdeckt und dabei zusehen müssen, wie er eine Plastiktüte verdrückt hat. Da war die Freude über den ersten Bären gleich zunichte gemacht.

 

Uclület war dann leider ziemlich verregnet und weil es nur 2 Dörfer an der Sackgasse zur Westküste gibt, nämlich Tofino und Ucluelet, auch noch ziemlich voll und nicht gerade billig. Als der Regen nachließ, haben wir uns auf den Weg zum "Wild Pacific Trail" gemacht und verstanden, warum es der "wilde Pazifik" heißt. Mit ziemlicher Wucht kracht der Pazifik an die vorgelagerten Klippen. Baden - nein danke. Ist sowieso viel zu kalt das Meer. Die Füsse verkraften es eine gewisse Zeit...man könnte meinen, man wäre an der Nordsee ;-) Direkt neben dem Pfad wieder undurchdringlicher Wald und Weisskopfseeadler, die ihre unverwechselbaren Schreie ausstoßen. Ein bißchen komisch ist es schon, wenn man so auf dem Pfad wandert, das Grüne kaum weiter als einen Meter durchdringt und immer wieder die Bären-, Puma-, und Wolfwarnschilder sieht.

Am nächsten Tag haben wir bei bestem Wetter noch ein weiteres Stück des Weges zurückgelegt und wurden von weiteren Regenschaürn in die Flucht geschlagen. Leider ging der Plan nicht auf: An der Ostküste angekommen, hatten wir immer noch Regen...24 Stunden Daürregen.

 

Telegraph Cove:

 

Telegraph Cove - ein kleines Nest, bestehend aus einem Hafen (für kleine Boote), ein paar Häusern auf Pfählen und einem Campingplatz.

Angesteürt hatten wir TC, weil man hier angeblich die besten Walbeobachtungstouren machen kann. Da uns dieser Ort auf Anhieb so gut gefiel, beschlossen wir gleich, ein paar Tage zu bleiben. Auf einer unserer kleinen Touren kamen wir an eine Bucht, wo wir Mama-Schwarzbär mit ihren 2 Jungen aus sicherer Entfernung beobachten konnten. Man ist es ja jetzt auch nicht so gewohnt, einem Bären zu begegnen. Totstellen oder anschreien...wer weiss das schon so genau?

 

Und dann kam der Tag der "whale watching tour" von Stubbs Island. Mit einem 1000 PS starken Boot ging es um 17.30 Uhr raus Richtung Johnstone Strait. Nach knappen 5 Minuten trafen wir auf die ersten Orcas, die aus einer Familie aus 8 Mitgliedern besteht. Sie befanden sich in der Ruhephase, in der sie dicht gedrängt beieinander schwimmen und in regelmässigen Unregelmässigkeiten auf- und abtauchen. Ich vermied absichtlich das Wort Killerwal, um kurze Zeit später zu erfahren, dass der lateinische Begriff "die Kreatur aus der Hölle" bedeutet. Auch nicht gerade ein Kosename. Wir begleiteten die Schwertwale noch ein ganzes Stück, bevor wir uns auf die Suche nach Buckelwalen machten. Auf der Fahrt begegneten uns noch Delphine, Schweinswale und ein Buckelwal, der kurz einen meterhohen Blas von sich gab und dann abtauchte. Aber die eigentliche Show galt den Orcas. Unter Deck erfuhren wir noch eine ganze Menge von einer Biologin, die sich mit an Bord befand. Die unterschiedlichen Sorten Orcas, die in den Gewässern zu sehen sind und wir bekamen einen kurzen Auszug von ihren Unterwassergesängen präsentiert. Ausserdem erfuhren wir etwas zu ihrer Ernährung und wie sich die Umweltverschmutzung auf die Wale auswirkt. Viele der anschliessenden Tips der Biologin, was jeder einzelne zum Umweltschutz beitragen kann, sind in Deutschland bereits umgesetzt. Das ist, wie ich finde, etwas, auf was wir wirklich stolz sein können. Alles in allem wirklich ein einmaliges Erlebnis, das von uns mehr als dokumentiert wurde. Stubbs Island Whale Watching hat sich in jedem Fall gelohnt, da sie sich in erster Linie für das Wohl der Wale einsetzen und die Angestellten das nötige Wissen haben, um sich daran zu halten.

 

Ansonsten haben wir ein Rentnerehepaar aus Hildesheim kennengelernt, die mit ihrem eigenen Camper durch Kanada, die USA reisen und den Winter in Mexiko verbringen wollen. Insgesamt sind sie dann 1 Jahr unterwegs. Sie waren ziemlich gut drauf und offen für Technik (ausgestattet mit Laptop und Headset, um ueber Internet zu telefonieren - Respekt). Am Pier lernten wir morgens Colin und Linda kennen, die auf der Durchreise waren, um ihr letztes Stueck an der Kueste zu vervollständigen, das sie bisher noch nicht erkundet haben. Die beiden waren uns auf Anhieb sympathisch und die Offenheit der Kanadier erstaunte uns zum wiederholten Mal. Als sie hörten, das wir vorhatten bei Nanaimo ueberzusetzen, bekamen wir ihre Telefonnummer und eine Einladung auf ein Bier. Das ist das Schöne am Reisen, es öffnet den Geist und befreit von alten Verhaltensmustern.

 

Weiter Richtung Norden "San Josef Bay":

 

Von der Biologin hatten wir den Tip bekommen, nach San Josef Bay zu fahren, da es nur 60 Km waren und es sich an der Westküste im Nationalpark befand, waren wir guter Dinge und wollten diesen Abstecher wagen. Die Strasse dahin war alles andere als gut und wir wurden eigentlich nur überholt. Nach satten 3 Stunden kamen wir an einem Campingplatz an. Das erste was wir sahen, war ein Schwarzbär mit 2 Jungen (scheint so der Standard zu sein), der sich auf eine Bank lehnte und einem Mann aus Arizona das Picknick wegfuttern wollte. Dieser hupte wild, was den Bären überhaupt nicht beeindruckte.

Hier waren wir also wieder in der Wildnis.

Später am Abend kam auch noch der Betreiber des Platzes, der ausser Stellplätzen wirklich gar nichts hatte - zur Abwechslung mal. Und gar nichts heisst - gar nichts. Dafür handelte es sich um einen original Waldschrat, der einen langen graün Bart, lange schwarze Haare hatte und streng roch. Haust da seit 30 Jahren (das erklärte dann auch den Geruch) hatte dafür aber einen herrlichen Humor. Gleich bei unserer Ankunft lernten wir 2 Engländer kennen, die mit ihren 3 Jungs unterwegs waren. Sie hatten im Internet für 3 Wochen ihr Haus getauscht mit einer Familie aus Courtenay. Ach ja und ihr Auto und die Katze. Was es nicht alles gibt. 

 

Die Bucht war die Anfahrt wert und der Fussweg dahin wieder einmal Natur pur. Hätte der Waldschrat wenigstens eine Toilette gehabt, wären wir auch noch geblieben. Schaufel haben wir nämlich auch keine. Auf dem Rückweg von der Bucht liefen wir klatschend durch den Wald, um jegliche Überraschungen mit Schwarzbären zu vermeiden. Man war das bescheuert - aber effektiv.

Jetzt sind wir in Nanaimo, haben uns mit Colin und Linda einen lustigen Nachmittag auf Newcastle Island gemacht und danach ein Bierchen in einem typisch kanadischen Pub getrunken. Colin hat uns einen "blackberry pie" gebacken, was wir beide hinreissend finden und der hervorragend schmeckt. Ganz die Gastfreundschaft der Deutschen.

 

Demnächst setzen wir mit der Fähre nach Horseshoe Bay (nördlich von Vancouver) über und dann geht es weiter...

 

Weiter geht es in British Columbia...

 

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