Nach über einer Woche auf Achse und 460 zurückgelegten Meilen wollen wir euch nicht länger auf die Folter spannen. Bisher fühlen wir uns wie im Jahresurlaub - mit dem Unterschied, dass wir alles ruhiger angehen lassen. Was bisher geschah:



Die Einreise:


Weil wir der Sonne hinterher geflogen sind und es deshalb die ganze Nacht hell war, haben wir während des Flugs kein Auge zugemacht. Entsprechend froh waren wir, nach der Landung in Seattle endlich aus dem Teil rauszukommen. Das einzige Highlight war der Flug über Grönland, dessen riesige Eisfläche uns von oben zum ersten Mal bewusst wurde. Wir hatten das Glück, nach den Standard Einreisekontrollen noch zu einer gesonderten Befragung geschickt zu werden. Etwas mulmig war mir schon, als der "Hüter der Grenze" bei unseren Antworten keine Miene verzog und stattdessen minutenlang seine Tastatur bearbeitete. Aber schliesslich kam dann doch das erlösende "Ok guys! You're accepted!" über seine Lippen - schön, akzeptiert zu sein!

Danach sind wir noch ziemlich lange im Flughafengebäude herumgeirrt, weil Ricco (unser Chauffeur) seine Schweizer Mütze nicht wie erwartet auf dem Kopf hatte, sondern in der Hand hielt!


Ankuft am Camper:

 

Nach etwa 2,5 Stunden Fahrt von Seattle nach Grayland sind wir um 1:15 Uhr Ortszeit an unserem Camper angekommen. Weil wir jetzt seit 26 Stunden auf den Beinen waren, haben wir es gerade noch geschafft unser Schlafgemach im Hochdach einzurichten und uns mit eleganten akrobatischen Verrenkungen nach oben zu hieven. Hmm - ganz schön eng! Gerade mal etwas höher als Schulterbreite...

Am Tag danach ist dann auch nicht viel passiert. Wir waren früh wach, haben einen Strandspaziergang gemacht und unseren ersten Weisskopfseeadler gesehen. Nach dem Einkaufen haben wir uns noch alles am Camper mehr oder weniger genau erklären lassen. Unter anderem erfuhren wir, was zu beachten ist, wenn man in die Toilette mal "Dickes" macht! :-) Um fünf war dann Bettruhe! Ach ja - Klamotten haben wir auch noch gewaschen, was bei den Witterungsverhältnissen keine sehr gute Idee war...


Olympic Nationalpark:

 

Nachdem wir unsere gewaschenen Sachen mit dem Föhn getrocknet hatten, gings los zum Olympic Nationalpark. Grobe Richtung "Hoh Rain Forest"...

 

Auf unserem Weg machten wir kurz Halt, um am Lake Quinault die malerische Landschaft zu geniessen und natürlich das ein oder andere Bild zu schiessen. Nächster Stop war eine riesige Rotzeder (würde mich interessieren, wieviele das Wort zweimal lesen müssen) und dann wandelten wir bei "Ruby Beach" zwischen Treibholz und jeder Menge Steinmännchen umher. Das Wetterphänomen hatten wir inzwischen durchschaut. Befand man sich an der Küste, war es diesig - fuhr man Richtung Landesinnere, war Bilderbuchwetter angesagt.

 

Die Fahrt zu unserem Campground entlang des Hoh Rivers war einfach herrlich. Alles wäre perfekt gewesen, wenn wir noch dazu gekommen wären, einen Einkauf zu machen. So mussten wir am nächsten Tag nach 2 kurzen Wanderungen leider aufbrechen, nachdem es zum Frühstück bereits "Chili Cheese flavoured Corn Chips" gab. Die beiden Wege "Hall of Mosses" und "Spruce Trail" waren sehr schöne Strecken, um die Vegetation des hiesigen Regenwaldes (der ganz anders war, als der Regenwald, den wir bisher gesehen hatten) kennenzulernen.

 

Moose und Farne wuchsen an Ahornbäumen, Hemlock-, Sitkatannen und Douglasien. Ausserdem gab es eine Tierwelt, die gar nicht wusste, dass sie scheu zu sein hat. Einfach der Wahnsinn: Wir trafen auf Spechte, die uns bis auf 3 Meter an sich ranliessen, Hörnchen und Wapitis.

Beim anschliessenden Supermarktbesuch waren wir von der gewaltigen Auswahl etwas überfordert. Aber ich hatte das Gefühl, dass wir nicht die einzigen waren. Das gleiche Produkt in vielen Varianten von verschiedenen Herstellern, die sich gegenseitig mit dem prozentualen Anteil der Fettfreiheit zu überbieten versuchen - Zucker interessiert scheinbar niemanden...

 

Weiter gings vorbei am Lake Crescent und den Marymere Falls nach Elwah, wo wir einen der letzten freien Plätze auf dem Campingplatz ergattern konnten - wieder mal ohne Dusche! Zum Abendessen gabs ein im Topf über dem Lagerfeuer gebackenes Stockbrot :-) Leider wurde Simone ziemlich übel davon - wobei wir nicht sicher sind ob's am Rauch oder am vielen Öl lag, das wir in den Topf geschüttet hatten...


Seattle:

 

Unser nächstes Ziel war Bainbridge Island, von wo aus wir mit der Fähre nach Seattle übersetzen wollten. Der Campingplatz lag direkt hinter einem schönen Strand mit Blick auf den schneebedeckten Mount Rainier und ein Stück Skyline von Seattle. Über die vorhandenen Duschen haben wir uns zu früh gefreut. Die anfängliche Euphorie sank so tief wie die Wassertemperatur, die nahe am Gefrierpunkt lag. Das war die wohl kälteste Dusche unseres Lebens. Und wo wir schon bei der Temperatur sind: Die Nächte sind hier saukalt - wir hätten nicht erwartet, dass unsere Schlafsäcke bereits hier zum Einsatz kommen.

 

Die Überfahrt mit der Fähre mit Blick auf die Skyline und die Space Needle (Wahrzeichen von Seattle) war sehr beeindruckend. Außerdem toll fanden wir den Pike Place Market, laut Reiseführer einer der besten Dauermärkte der USA. Im Starbucks genossen wir unseren ersten richtig guten Kaffee seit der Ankunft und auch sonst verfielen wir dem Konsumrausch mit Fastfood, Snacks und nährstoffreichen Bananen-Schoko-Trinks wodurch unser Tagesbudget bei Weitem gesprengt wurde. Mit der Monorail ging's dann noch zum Seattle Center, in dessen Nähe sich auch der AAA (amerikanischer ADAC) befinden sollte, wo wir uns mit Kartenmaterial und Campingführer versorgen wollten. Unglücklicherweise war dieser kurz zuvor umgezogen, was uns einen einstündigen Fussmarsch bescherte. Zurück nach Downtown nahmen wir den Bus!

Nach diesem einen Tag in der Stadt sehnten wir uns Beide schon wieder nach Ruhe und Natur...


 

 

Washington Park:

 

Anacortes haben wir als nächstes Ziel ausgewählt, weil dort die angeblich schönste Fährstrecke durch den San Juan Archipel nach Vancouver Island beginnt. Der Campground im Washington Park hat uns so gut gefallen, dass wir gleich noch einen Tag dran gehängt haben. Der Sonnenuntergang am Sunset Beach war so schön, dass er schon fast kitschig war!

 


Unser Eindruck nach der ersten Woche: Wir sind begeistert von der üppigen Natur hier und angenehm überrascht von den stets gut gelaunten, immer zu einem Schwätzchen aufgelegten Amerikanern.

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